1. FSV Mainz 05 – der erste klimaneutrale Verein der Fußball-Bundesliga

Was Unternehmen vom ersten klimaneutralen Verein der Fußball-Bundesliga lernen können

Mainz 05 gehört zweifellos zu den sympathischsten Fußballvereinen Deutschlands – und das liegt nicht nur am gerne übergestülpten Attribut des Karnevalvereins. Anerkennung hat sich der Club vor allem durch sportlichen Erfolg, professionelle Führung und sein bereits seit Jahrzehnten bestehendes Nachhaltigkeitsmanagement verdient. Im Rahmen des Partnerprogramms „05ER Klimaverteidiger“ engagiert sich dabei auch die Commerzbank zusätzlich zur bestehenden Geschäftsverbindung in einem Netzwerk, durch das Nachhaltigkeit gewährleistet, voneinander gelernt und gemeinsam neue Wege im Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens beschritten werden sollen.

Seit 2010 ist der 1. FSV Mainz 05 der erste klimaneutrale Verein der Fußball-Bundesliga. Dass es ihm natürlich auch, aber nicht nur um Fußball geht, beschreibt die ausformulierte Vision des Vereins: „Mainz 05 ist Vorreiter in der Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung im Profisport.“ Grund genug, zurückzublicken auf den Weg, den der Verein von der ersten Photovoltaikanlage bis heute zurückgelegt hat – und zu fragen, wie sich dieses Erfolgsmodell auf mittelständische Unternehmen übertragen lässt.

Learnings Nachhaltigkeit

1. Nachhaltigkeit ist mehr als Ökologie

Häufig sind es handfeste ökonomische Überlegungen, die Unternehmen zu ersten Maßnahmen für den Klimaschutz bewegen – die Wärmedämmung, die Heizkosten spart, die Umstellung auf LED, die sich schnell amortisiert, oder die Nutzung der Sonnenenergie auf den Dächern der Produktionshallen. Natürlich ist auch Mainz 05 diesen Weg gegangen. Doch hinter dem allgegenwärtigen Nachhaltigkeitskürzel ESG verbirgt sich mehr: neben ökologischen auch soziale Kriterien und Kriterien der guten Unternehmensführung.

Mainz 05 hatte in dieser Hinsicht einen besonderen Startvorsprung: Als einer der wenigen noch verbliebenen „Eingetragenen Vereine (e.v.)“ der Bundesliga ist die gesellschaftliche Verantwortung schon im Vereinszweck festgeschrieben. Eine besondere Rolle spielt am Bruchweg, dem Herzstück des Vereins, die personelle Nachhaltigkeit.

Seitdem Trainerpersönlichkeiten wie Jürgen Klopp und Thomas Tuchel aus den eigenen Reihen hervorgegangen sind und sich dann nicht nur in Mainz, sondern international durchgesetzt haben, gibt es für Stefan Hofmann, den Vereins- und Vorstandsvorsitzenden, bei der Besetzung von Führungspositionen eine Devise: „Den Blick immer zuerst nach innen richten. Für uns ist die Ressource Mensch extrem wichtig. Deshalb versuchen wir, unsere eigenen Trainer, Spieler und Führungskräfte zu entwickeln.“

Vielleicht gibt es aktuell nicht den perfekten Kandidaten, der schon alle geforderten Skills mitbringt. Aber bestimmt kann man ihn fördern und an neue Aufgaben heranführen. Dieses Prinzip ist das entscheidende Merkmal der Personalpolitik bei Mainz 05 – im sportlichen Bereich genauso wie in der Verwaltung. Die beiden Vorstände Stefan Hofmann und Christian Heidel, die im Nachwuchs- und Jugendbereich des Vereins begonnen haben, sind neben den „Trainerlegenden“ der beste Beweis.

2. Nachhaltigkeit braucht den langen Atem

Niemand wird über Nacht nachhaltig. Kaum ein Projekt lässt sich auf Anhieb ohne Einschränkungen umsetzen. Zudem gib es unterschiedlichste Zwänge und Priorisierungen aus ökologischer, sozialer und gesellschaftlicher Sicht: Jedes Unternehmen sieht sich mit anderen Herausforderungen konfrontiert, je nach Geschäftsmodell, Absatz- und Einkaufsmärkten etc. Wo also anfangen? Die Erfahrungen von Mainz 05 gaben dazu eine klare Empfehlung:

„Machen, was machbar ist. Und planen, was nicht sofort machbar ist. Hauptsache, dranbleiben und das Thema im Fokus behalten.“

Stefan Hofmann
Vereins- und Vorstandsvorsitzender
1. FSV Mainz 05

3. Initiativen bündeln, ohne zu demotivieren

Weder gibt es Nachhaltigkeit zum Nulltarif noch lässt sie sich per Arbeitsanweisung verordnen. Das Feuer der Begeisterung muss in allen Bereichen des Unternehmens und bei jedem Einzelnen brennen. So war es auch in Mainz – allerdings mit der zwangsläufigen Folge, dass viele Initiativen als Einzelmaßnahmen kaum die Kraft hatten, etwas Großes zu bewegen oder entsprechende Aufmerksamkeit zu erringen. Zudem haben sich immer wieder Projekte überschnitten oder sich sogar gegenseitig das Wasser abgegraben.

Dies lässt sich nur vermeiden, wenn Einzelinitiativen koordiniert und zusammengeführt werden – bei Mainz 05 entstand dazu schon 2011 die Abteilung Corporate Social Responsibility (CSR). Sie kümmert sich um alle Belange des gesellschaftlichen Engagements. Damit rückte Nachhaltigkeit einerseits sofort viel stärker ins allgemeine Bewusstsein und sprach mit einer Stimme. Andererseits verloren plötzlich viele dezentrale Initiativen an Energie und Unterstützung – ganz nach dem Motto „Dafür gibt’s ja jetzt CSR …“ Mainz 05 hat das erkannt und steuert gezielt dagegen, denn CSR ist keine Entpflichtung von der persönlichen Initiative für Nachhaltigkeit, die nach wie vor unverzichtbar ist, sich lohnt und gefördert wird.

4. Nachhaltigkeit ist Vorstandssache

Mittelständler mit betriebswirtschaftlich orientierter Unternehmenssteuerung haben u.a. im Rahmen der Commerzbank-Initiative Unternehmerperspektiven immer wieder beklagt, dass sich das Verhältnis von Aufwand und Ertrag kaum beziffern lässt. Viele sehen zunächst den PR-Effekt, der für positive Schlagzeilen und öffentliche Anerkennung sorgt. Entsprechend schlüpft Nachhaltigkeit schnell unter den Mantel des Marketings. Das war bei Mainz 05 nicht anders, wo es aber inzwischen herausgelöst und direkt an den Vorstand angebunden ist. Das bedeutet zwar einen spürbar größeren Arbeitsaufwand für die Vereinsführung, ist aber der einzig angemessene Platz für eine vereins- oder unternehmensweite Ausrichtung, die dem Leitbild des Vereins folgt:

„Wir leben gesellschaftliche Verantwortung täglich ganzheitlich vor und übernehmen im Profisport eine Vorreiterrolle beim sozialen und ökologischen Engagement. (…) Wir sind seit 2010 der 1. klimaneutrale Verein der Bundesliga und arbeiten weiter kontinuierlich daran, unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.“

Bilder mit freundlicher Genehmigung von 1. FSV Mainz 05